Lautet die Antwort frustriert, möchte ich dir mit diesem Artikel und zwei einfachen Fragen helfen umzuschalten. Von frustriert auf motiviert.
Solltest du dich in der Vergangenheit schlecht gefühlt haben, nachdem du ein cooles Video auf YouTube oder Instagram gesehen hast, lege Stift und Papier bereit. Du wirst es gleich brauchen.
Es heißt Neid ist für die Deutschen die höchste Form der Anerkennung.
Du könntest sagen, dass wir in Richtung Frust gepolt sind. Denn Neid ist das schlechte Gefühl, das du hast, wenn andere etwas haben, das du selbst gerne hättest.
In den letzten Wochen und Monaten war ich von vielen großartigen Trainern umgeben. Ich hatte mir dieses Jahr fest vorgenommen so viele gute Trainer wie möglich in mein Gym nach Erfurt zu holen. Die meisten dieser Trainer sind brutal gute Athleten auf ihrem Gebiet. Ich lerne am liebsten von Leuten die bereits gemeistert haben was sie unterrichten.
Für das eigene Ego ist das jedoch eine Herausforderung. Früher oder später bist du an dem Punkt an dem du dir denkst – Kann ich überhaupt irgendetwas richtig?
Das Gleiche ist es bei Instagram & Co.
Wühlst du dich einmal quer durch deine Chronik oder Feed bei dem Social Media Konto deiner Wahl bekommst du Komplexe.
Hast du einmal „One Arm Pullup“ bei YouTube eingegeben? Der einarmige Klimmzug ist so unfassbar schwer, und diejenigen die ihn gemeistert haben, besitzen garantiert ein Video auf YouTube davon. Das macht den Anschein, dass jeder zweite Athlet diesen Skill drauf hat. Und du stehst da und wunderst dich. Social Media verzerrt die Realität.
So ist es schwer motiviert zu bleiben und nicht in Tränen auszubrechen oder frustriert aufzugeben. Ich habe hier zwei Fragen für dich, die ich mir ständig stelle, bevor ich damit beginne mich mit anderen zu vergleichen. Die Fragen helfen mir dabei mich zu motivieren und mich nicht zu verschließen, um von anderen Ausnahmeathleten mit offenen Geist lernen zu können.
#1 Hell Yeah or No?
Ich liebe diese Frage. Sie ist der perfekte erste Filter, wenn ich mich überwältigt fühle. Wir wollen alle zu viel. Das ist eine Tatsache. Vor allem, wenn es um Training, und da im speziellen, um bestimmte Übungen geht.
Du möchtest zwei Minuten frei im Handstand stehen, am liebsten auf einer Hand? Dein halbes Körpergewicht im Turkish Get Up bewegen, am liebsten auf Wiederholung? Zweifaches Körpergewicht beugen, am liebsten in der Front Kniebeuge? Alle Übungen mit der Kettlebell perfekt beherrschen, am liebsten mit 32kg aufwärts? Und noch so vieles mehr? Ich weiß, ich bin bei dir.
Das Problem: Wenn du alles willst, machst du gar nichts. Alles zu wollen ist der beste Weg dich zu überfordern. Also stelle dir ehrlich die Frage – Gibst du dem was du da siehst ein HELL YEAH? Du willst das unbedingt? Du bist bereit viele Opfer dafür zu bringen? Andere Dinge nicht tun zu können? Dich zu spezialisieren? Ja? Dann Go For It! Solltest du jedoch nur einen kleinen Zweifel haben, dann Antworte NO. Und mache mental einen Haken dran.
Ein Nein bedeutet nicht, dass du eine Übung gar nicht trainieren solltest. Ein Nein bedeutet nur, dass du dir keinen Stress machen musst, wenn ein anderer (der Typ aus dem Video oder grandiose Athlet) es besser kann. Gehe davon aus, dass er für sich diese Frage mit Hell Yeah beantwortet und auf dem Weg viele Opfer gebracht hat.
#2 Mit wem vergleichst du dich?
Das tut jetzt noch einmal ein bisschen weh. Du siehst eine junge Athletin, die gerade mit der Schule fertig ist, wie sie sich mit 15kg Zusatzgewicht dreimal in den Klimmzug zieht und bedauerst dich, weil du nur 5 freie Klimmzüge am Stück kannst? Dabei vergisst du jedoch, dass du eine gestandene Mutter und selbstständig bist?
Oder du siehst den talentierten Kraftdreikämpfer, der Single ist und für seinen Sport lebet, wie er spielerisch sein dreifaches Körpergewicht im Kreuzheben zieht und dir geht sofort durch den Kopf, wie lächerlich deine 150kg beim Kreuzheben aussehen müssen. Dabei vergisst du jedoch, dass du beruflich viel unterwegs bist und am Wochenende auch noch eine Familie hast?
Ich weißt du willst das nicht hören aber der Vergleich hinkt. Es wird da draußen immer jemanden geben der mehr drauf hat als du. Den größten Gefallen den du dir tun kannst, ist nach Athleten zu schauen, mit den gleichen Rahmenbedingungen. Dinge wie Alter, Alltag und Trainingsvergangenheit. Das ist motivierender und nimmt dir auch viele Ausreden.
Eine wichtige Sache die du nie vergessen darfst, ist, stolz auf das zu sein was du bist und was du kannst.
Hier ist ein kleiner Bonustipp: Schreibe auf was du schon alles erreicht hast, im Training aber vor allem im Leben. Du wirst überrascht sein, wie stark das anschiebt und was es in dir auslösen wird, wenn du es dir bewusst machst.
Nimm jetzt gleich deinen Stift und beantworte dir die erste Frage. Nimm dir genug Zeit, um intensiv darüber nachzudenken. Achte darauf, wie du dich beim und nach dem Beantworten fühlst. Wiederhole das Ganze mit der zweiten Frage.
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar, wie du dich jetzt, nach dem ehrlichen beantworten, fühlst. Bist du immer noch frustriert oder endlich motiviert?
Klasse! Sehr, sehr nah an meinen Gedanken. Ich habe gerade einen Artikel kurz vor dem Fertigstellung zum Thema „Trainingstagebuch“ und da spielt das Thema „messe Dich nur mit Dir selber“ auch eine grosse Rolle.
Danke, da ich dann gleich mal auf diesen Artikel mit verlinken kann. 🙂
Du hast recht, aber es ist unglaublich schwer dieses competative Mind-Set. Ich muß mir das immer wieder sagen. Dennoch fällt es nicht leicht. Trotzdem danke…. Es ist halt eine Lebensaufgabe
Hallo Sebastian,
Ich denke sich mit anderen zu vergleichen, sollte Leistungssportlern vorbehalten werden. Für unsereins ist es doch viel befriedigender und entspannter, wenn man auf sich selbst schaut, das man sich ständig selber weiter entwickelt. Sonst kommt irgendwie immer Frust auf, weil andere besser sind. Bezogen auf unser Fitnessthema hier kann man sich auch mal in unserer Gesellschaft umschauen. Ich habe zwar keine Statistik, vermute mal aber, wenn man z.B. selbst aktuell nur einen Klimmzug schaffst, ist das vermutlich mehr als 95% der restlichen Deutschen und das gibt einem doch wieder ein gutes Gefühl 🙂
Beste Grüsse
Steffen
Hey Frank,
wir haben ja in der Vergangenheit schon öfter gleich getickt. 🙂 Und danke, dass du in deinem Artikel auf mich verlinkst!
Beste Grüße in den Norden,
Sebastian
Hey Dominique,
klar ist das schwer! Ich habe den Text zu 80% für mich geschrieben, glaube mir. Und ich arbeite auch schon ein paar Jahre daran, mich nicht mit anderen sondern eher mit mir zu vergleichen. Das ist wirklich eine Lebensaufgabe. Daher helfen diese kleinen Reminder immer… (mir zumindest). 🙂
Beste Grüße und danke für dein Feedback,
Sebastian
Hi Steffen,
das ist es definitiv. Daher bin ich auch ein Fan vom Trainingstagebuch. Es ist einfach befriedigender zu sehen und zu spüren, wie du selbst besser wirst. Und mit der Statistik hast du wahrscheinlich recht. Was ziemlich traurig ist… Aber wir arbeiten ja dran alle zu motivieren und mit dem Fitnessvirus anzustecken. 🙂
Vielen Dank für deinen Kommentar und beste Grüße,
Sebastian
Hi Sebastian, super Artikel!
wie du im letzten Absatz mit dem notieren dessen was man bereits erreicht hat schreibst, lässt sich die Frustration/Motivation genau so 1:1 auf viele weitere Bereiche übertragen.
Bspw. Körperfett/Spiegelbild oder Materielle Dinge, wie Haus, Auto Schmuck etc.
Man sieht vom Gegenüber/Vorbild nur die „schöne Seite“, wieviel Arbeit dahinter steckt, wieviel anderes dafür geopfert werden muss wird fast nie gezeigt.
Sich durch solche Artikel immer wieder daran erinnern hilft vielen weiter.
In diesem Sinne: Weiter so! 🙂
Hey Ingmar,
du hast absolut recht! Wir zeigen halt nur was gut läuft und zu selten welche Opfer dafür gebracht wurden.
Danke für deinen Kommentar und beste Grüße,
Sebastian
Hi Sebastian,
dieser verdammte Wettkampf mit anderen oder sich selber. Statt einfach Spaß an der Bewegung zu haben! Das ist so oft in unserer Gesellschaft das Grundübel.
Wenn ich auf ein Ziel trainiere, dann ist es sinnvoll ein Trainingstagebuch zu führen, nach Plan zu arbeiten. Auch wenn es einfach nur um Gesundheit und Spaß geht? Dann mache ich oft das wovon ich denke dass es mir genau da fehlt. Und lustiger Weise habe ich inzwischen Freude genau das zu üben was ich gerade nicht gut kann. Soweit es Arbeit und Familie und andere Hobbys zulassen…
Irgendwann geht die Leistung runter. Wir werden alle älter, irgendwann. Was machen wir dann mit unserer Wettkampfmentalität? Dann entsteht Frust. Aber der Spaß an der Bewegung, der hört vielleicht nicht auf.
Ich bin im Vergleich zu vielen Athleten ziemlich schlecht. In Allem. Im Vergleich zu vielen Mitmenschen bin ich sehr gut. „Man, bei Dir sieht das alles so leicht aus.“ – das sagte neulich eine Kollegin von mir. Halb so alt wie ich. Und meine Antwort war „es macht doch auch Spaß“.
Soweit meine chaotischen Morgengedanken…
Dein Lieblingsfuchs 😉
Hey Fuchs,
coole Gedanken. Wie immer. 🙂 Und du hast recht. Hast du Spaß an Bewegung ist der Rest fast egal.
Beste Grüße und danke für deinen Kommentar,
Sebastian
Ich kenne diese Neidproblematik nicht so. Vor 3 Jahren habe ich noch über Fähigkeiten gestaunt, die ich heutzutage habe – ich hielt es beinahe für unrealistisch so etwas jemals zu können. Klar hat man mal Trainingsfrust, weil irgendwas nicht so vorwärts geht, wie man sich das vorstellt (Bei mir der Klimmzug – für den ersten habe ich ca. 3 Jahre gebraucht und mir jede Menge komische Seitenblicke von Freunden und Trainingspartnern eingefangen!!!!!). Bei mir habe ich jedoch festgestellt, dass es meistens damit zu tun hat, dass der Kopf nicht mitkommt. Was man sich nicht vorstellen kann zu können, das schafft man auch nicht. Und Neid ist ein ganz schlechter Beweggrund um besser zu werden. Neid beinhaltet ein Gefühl des sich schlecht fühlens, es beinhaltet den Keim des „ich bin schlechter als Du“! Diese Grundgefühl begrenzt einen nur, weil es den Gedanken manifestiert „Ich kann das nicht“ ! It s your Mind that creates the world! „Ich kann das noch nicht“ ist der richtige Gedanke oder „ich lerne das gerade“ – dann ist man auf nem guten Weg.