„Ich war immer ehrlich was meine Schwachpunkte angeht und das hat mir geholfen zu wachsen. Ich denke, es ist der Schlüssel zum Erfolg in jedem Gebiet: sei ehrlich; wisse wo du schwach bist: gib es zu.“
Arnold Schwarzenegger
Ich glaube, es ist Zeit mir ein paar Schwächen einzugestehen.
Ende 2018 loggte ich mich für eine sehr lange Zeit auf Vereinfache Dein Training aus, mit dem komischen Gefühl gescheitert zu sein.
Seit Jahren schrieb ich über jedes Detail rund ums Training und wie du dadurch einen einseitigen Alltag ausgleichst oder dabei eine richtig gute Zeit hast.
Während dieser Jahre bekam ich immer wieder Mails und Nachrichten, von Lesern, die die Prinzipien und das Wissen nicht umsetzen konnten.
Es lag nicht am mangelnden Verständnis. Alle wussten genau wie es geht aber waren trotzdem nicht in der Lage dieses Wissen in ihren Alltag integrieren.
Und an dieser Stelle war ich schwach.
Statt den Fokus auf das zu lenken, was die Umsetzung verhinderte (dem wahren Problem, von dem ich wusste, dass es eins ist), hoffte ich weiterhin darauf irgendwann eine Trainingsstrategie zu präsentieren, die allen hilft.
Schwach auch deshalb, weil ich mich diesem Problem selbst nur ungern widmete und keine Verantwortung dafür übernehmen wollte.
Ich hielt am Thema des Blogs fest, statt den Raum aufzumachen. Für Themen, die übers Training hinausgehen.
Wenn du echte Verantwortung für dich und deinen Körper übernehmen möchtest, geht es um viel mehr als Training. Es geht um dein Leben.
Auf den nächsten Zeilen lasse ich dich ein wenig in meinen Kopf schauen.
Ich verrate dir, wie es auf Vereinfache Dein Training weitergeht und gebe dir nebenbei ein paar Fragen an die Hand.
Beantwortest du sie dir, kannst du mehr Verantwortung für dich übernehmen und verbesserst damit nicht nur dein Training, sondern steigerst deine gesamte Lebensqualität.
Mehr als Training – Der „neue“ Weg auf Vereinfache Dein Training
Die letzten zweieinhalb Jahre (vor allen in der Arbeit mit Katja aber auch mit mir selbst) haben mir gezeigt, dass die besten Strategien wirkungslos sind, wenn du dich an anderer Stelle sabotierst oder dir selbst im Weg stehst.
„Mehr als Training“ bedeutet, über Trainingsprinzipien, Übungen, Workouts und körperliche Ziele hinaus zu schauen. Die eigene Box zu verlassen. Die Scheuklappen abzulegen. Die Aufmerksamkeit dahin zu lenken, wo alle Strategien vorhanden sind und es trotzdem nicht klappt.
Training war für mich in der Vergangenheit pure Ablenkung. Über Training konnte ich mich und meinen Körper spüren (was mir außerhalb des Training so gut wie nie gelang) und ich konnte eine Mauer aufbauen, die mich von Themen abschottete, auf die ich keinen Bock hatte.
Immer wenn mich etwas triggerte (in der Regel jemand, der eine kleine Trauma-Reaktion in mir auslöste), war Flucht meine Standardeinstellung. Mein bevorzugter Fluchtweg war intensives Training. Ich hatte meine besten Trainings, wenn ich am heftigsten getriggert wurde.
Das Nebenprodukt dieser Flucht war ein austrainierter Körper. Und hier liegt die Gefahr. Ich hatte gleich zweifach etwas davon. Ich musste mich nicht meinen „Themen“ stellen und ich hatte keine Probleme mich fürs Training zu motivieren.
Keine Ahnung was diese Information mit dir macht aber ich werde zukünftig mehr in diese Bereiche eintauchen. Ich möchte die Probleme ansprechen, vor denen ich mich 2018 noch gedrückt habe. An meinem Beispiel oben, ist Training das Vehikel aber es geht um viel mehr als Training.
Die letzten zweieinhalb Jahre habe ich mich intensiv mit mir und diesen unerwünschten Themen auseinandergesetzt. Ein Nebenprodukt davon war, dass ich meinen kompletten Drive fürs Training verlor. Damals verstand ich noch nicht warum. Ich brauchte auf einmal keinen Fluchtweg mehr.
Diese Erfahrung hat wieder ganz andere Türen aufgemacht, weil ich mich deshalb selbst ins Unrecht gesetzt habe (Identitätskrise trifft es besser) und erstmal eine völlig neue Beziehung zum Training aufbauen durfte.
Es gibt viele dieser Beispiele und es ist nicht immer Flucht. Erstarren und Kampf sind auch Reaktionen, die meist darauf basieren, dass wir vor anderen gut dastehen wollen oder uns geliebt fühlen und dabei unsere eigenen Werte verraten. Höchste Zeit diese Themen anzuschauen.
Wie ist es bei dir? Hast du in der Vergangenheit viel trainiert und dann plötzlich den Drive verloren, weil sich vielleicht andere Themen in deinem Leben aufgelöst oder verändert haben?
Oder hast du das Gefühl, dass du nur deshalb trainierst, um dich von etwas anderem abzulenken? Und trainierst du wirklich für dich oder trainierst du für andere? Spiele einfach mal mit diesen Fragen herum. In Zukunft wird es mehr davon geben.
Werte: Neugierde (+Weiterentwicklung), Freiheit, Gemeinschaft
Das sind meine drei wichtigsten Werte. Es war ein langer Prozess, sie zu erkennen und zu verstehen, welche Auswirkungen sie auf mein Leben haben. Meine nächste Herausforderung ist es, diese Werte bei Vereinfache Dein Training voll zur Geltung kommen zu lassen.
Neugierde in Kombination mit Weiterentwicklung ist ein Grund für diesen Artikel. Ich habe schon immer gerne alles ausprobiert, experimentiert, gelernt und getestet, was ich irgendwie interessant fand und wollte es verstehen. Das fing als Kind an und zieht sich bis heute durch.
Gott sei Dank ließen mir meine Eltern hier alle Freiheiten mich auszuprobieren (ich fühle mittlerweile auch ihren Schmerz, meiner nicht vorhanden Spielkünste am Drumkit in meinem Jugendzimmer. Das Fell bei meinen Eltern war definitiv dicker, als das Fell auf meiner Snaredrum).
Freiheit zieht sich auch durch. Als Kind und Teenager habe ich sie zum Glück uneingeschränkt bekommen. Auf Arbeit habe ich sie mir später geholt. Ich habe es immer wieder geschafft mir Positionen zu erarbeiten, in denen ich relativ autonom agieren konnte. (Meine Selbstständigkeit war rückblickend die logische Konsequenz).
Vor dem Wert Gemeinschaft habe ich mich lange Zeit gedrückt und doch war er auch schon immer da. Mittlerweile weiß ich sogar, dass ich Gemeinschaften entstehen lasse oder mit aufbaue. Das fing schon als Kind an, wenn ich im Dorf die Clique zusammen organisiert habe und den Schlachtplan für die nächsten Tage festlegte.
Später war ich fester Bestandteil einer Subkultur, spielte in Bands und fuhr durch ganz Deutschland auf Konzerte, um andere „Verrückte“ zu treffen. Fast schon logisch, dass ich in meiner Selbstständigkeit wieder Communities aufbaute (übers eigene Gym und PT Business und mit anderen Coaches, über die Begeisterung fürs Kettlebell Training).
Meine Neugier geht weit übers Training hinaus, wobei sie sich meist positiv darauf auswirkt. Berichtet habe ich trotzdem immer nur über Training, auch wenn in dem ein oder anderem Nebensatz mal andere Bereiche durchkamen. Jedoch nie mit dem Schwerpunkt, den sie verdienten.
Hier habe ich mich auch am stärksten selbst beschränkt, was gegen einen meiner wichtigsten Werte verstößt. Allein die Sache, mit der ich mich gerade beschäftige (mehr dazu im nächsten Artikel) hat enormen Einfluss aufs Training aber hätte bisher nicht richtig in den Kontext gepasst.
Nachdem ich im letzten Jahr die Türen zur Kraba Erfurt (meinem Gym) schloss und die letzten Monate das Thema Community schwierig war und noch immer ist, kam der Entschluss die VDT Members zu reaktivieren.
So ist zwar (noch) kein gemeinsames Training möglich, aber es ist eine Chance, um eine neue Community aus Gleichgesinnten aufzubauen, die sich regelmäßig austauscht und eine gute Zeit hat.
Und ich kann dort auf Fragen eingehen, die übers Training hinausgehen, sollte ich feststellen, dass es ganz woanders klemmt.
Kennst du deine drei wichtigsten Werte? Und wenn ja, lebst du sie bereits in allen Lebensbereichen? Wo hältst du dich noch zurück?
Falls du noch keine richtige Ahnung hast, welche Werte dich ausmachen, schau einfach mal in deinem Leben zurück, was sich schon immer irgendwie durchgezogen hat. Das liefert dir Antworten.
Mit den Antworten aus diesen Fragen kannst du mehr Verantwortung für dich übernehmen und verbesserst damit deine gesamte Lebensqualität, was sich auch positiv auf dein Training auswirken wird.
An dieser Stelle hast du eine kleine Idee davon, was mir so durch den Kopf geht und wie es zukünftig auf Vereinfache Dein Training weitergeht.
Zeit die alten Schwächen abzulegen, damit Werte und Community ihre Stärke entfalten können.
Immer in dem vollen Bewusstsein, dass es Menschen und Leser geben wird, die darauf keine Lust haben und gehen. Was absolut in Ordnung ist.
Hast du erst einmal damit begonnen die volle Verantwortung für dein Leben zu übernehmen, geht es nicht mehr nur ums Training oder darum anderen Menschen zu gefallen.
Es geht um etwas viel Wichtigeres.
Es geht um dich.
Hey danke für den guten Artikel! Sport lenkt mich auch ab vom wahrem fühlen. Lernen zu fühlen ist für mich momentan auch ein großes, spannendes und herausforderndes Thema. Ich lernte nie zu fühlen und Gefühle zu erkennen.
Dennoch ist Sport meine Sucht und mein Lebenselixier und beugt anderen Süchten vor.
Ich lese gerne von dir!
Vg Einar
Hallo Einar,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Ich glaube, vor dieser Herausforderung stehen viele Männer.
Und die wenigsten wollen da genauer hinschauen.
Mir hilft Sport definitiv auch, um bei vielen anderen Dingen besser in der Spur zu bleiben.
Mittlerweile habe ich jedoch einen guten Bezug und sehe Training als Ausgleich zum bewegungsarmen Alltag und um leistungsfähig mein Ding durchziehen zu können, wenn es mal drauf ankommt.
Danke noch einmal für dein Feedback.
Sebastian
Hey Sebastian,
ein interessanter Artikel, der zum Nachdenken anregt. Was tun wir? Warum tun wir es? Tun wir es, um der positiven Wirkung willen oder um etwas anderes genau nicht zu tun oder tun zu müssen.
Ich glaube vor allem: Wichtig ist, dass man Dinge tut, wenn sie eine entscheidende Bedeutung für einen haben – erstmal egal, ob sie dabei Positives bewirken oder Negatives verhindern…manchmal bedingt und ergänzt sich dieses ja auch genau. In jedem Fall bin ich gespannt, wie es bei dir weitergeht- ich werde mal über mein „3 Dinge“ nachzudenk…bis demnächst,
lG
Totter
Hi Totter,
danke für dein Feedback. Und da bin ich voll bei dir.
Wichtig ist, zu erkennen, was du machst und warum.
Bei mir hat es in der Vergangenheit eher etwas Negatives gefördert, mit positiven Nebeneffekten.
Das zu erkennen war wertvoll, weil ich danach eine andere Intention setzen und mit einem anderen Bewusstsein vorgehen konnte.
Und ja, mach dir deine Werte mal bewusst. Es sind ja viel mehr als drei. Aber diese zu kennen, ist mächtig, wenn du dein Leben authentisch leben und dein Potenzial voll ausschöpfen möchtest.
Sebastian
Hallo Sebastian,
beim Lesen musste ich spontan an eine Legende von Rabia von Basra, eine islamische Mystikerin aus dem 8. Jh., denken. Die soll eines Tages mit einem Wassereimer und einer Fackel durch Basra gegangen sein. Als sie darauf angesprochen wurde, erklärte sie, dass sie mit der Fackel das Paradis anzünden und mit dem Wasser die Hölle löschen wolle. Die Menschen sollen Gott nicht mehr aus Angst vor der Hölle oder wegen des Lohns im Paradies anbeten, sondern allein, hier gehen die Legenden auseinander, wegen seiner Schönheit oder aus LIebe. Da Schönheit und Liebe bei den Sufis sowieso meist nicht auseinanderzuhalten ist, ist das vermutlich auch egal. Aber worauf ich hinaus will: beim Trainig geht es doch sehr schnell um Himmel (Sixpack!) oder Hölle (ich bin zu fett!). Wachstum, also wirkliche Weiterentwicklung, nicht „Selbstoptimierung“, wird doch erst möglich, wenn wir diese Dinge hinter uns lassen und uns fragen, was brauchen wir jetzt wirklich um zu wachsen (=leben), womit wir dann auch bei der Selbstakzeptanz und Selbstliebe landen. Nach meiner Erfahrung wird hierdurch das Musekwachstum nicht beeinträchtigt (nur falls sich jemand Sorgen macht…). Allerdings verringert sich die Verletzungsgefahr.
Ergebenst
Jens
Hallo Jens,
danke für diese Legende und deine Worte.
Ich glaube, die meisten starten ihre „Fitness“ Reise mit einer Hassliebesbeziehung. Oder um irgendetwas zu unterdrücken.
Diejenigen, die dann an dem Punkt der Selbstakzeptanz und Selbstliebe angekommen sind und aus dieser Motivation heraus auch ihr Training genießen, haben es definitiv geschafft.
Und du hast recht. Die positiven Nebenerscheinungen bleiben weiterhin bestehen. 🙂
Sebastian
Pingback: Der wahre Grund warum du keine Zeit fürs Training findest › Vereinfache Dein Training
Pingback: Wie es dir egal wird, was andere über dich denken › Vereinfache Dein Training
Pingback: Mann sein: Warum ich begonnen habe für Männer zu schreiben › Vereinfache Dein Training
Pingback: Wie du dich von der Meinung anderer Menschen befreist - Male Potential
Pingback: 7 eingrenzende Gründe, warum Männer im Leben zu klein spielen